Willkommen, liebe Zuhörer, in unserem Internetradio! Hier, wo das digitale Äquivalent einer Taverne voller leicht angetrunkener, musikliebender Nerds residiert. Wir spielen alles, von melancholischen Schnulzen, die dich zum Heulen bringen, bis hin zu obskuren Polka-Versionen von Metallica-Songs, die dich fragen lassen, was zum Teufel du da gerade hörst. Kurz gesagt, wir sind wie eine Jukebox, die von einem Eichhörnchen mit ADHS kuratiert wurde. Aber keine Sorge, wir haben auch Kaffee. Virtuellen Kaffee, versteht sich. Und der ist genauso aufputschend wie die Musik, versprochen! Also lehnt euch zurück, lasst euch berieseln und versucht nicht, unsere Playlist zu verstehen. Niemand tut das wirklich.

Wir haben auch einen Chat eingerichtet (Gott steh uns bei)

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als die E-Mail eintraf. Betreff: "Wichtige Information: Wir haben einen Chat eingerichtet!". Mein erster Gedanke? "Super, noch eine Möglichkeit, um mich produktiv von der Arbeit abzulenken." Mein zweiter Gedanke? "Oh Gott, was habe ich getan, um das zu verdienen?"

Wir leben ja schließlich in einer Zeit, in der die Kommunikation so reibungslos sein soll, dass sie fast schon schmerzhaft ist. E-Mails sind zu langsam, Telefonate zu persönlich, persönliche Gespräche... na, wer macht denn sowas noch? Nein, wir brauchen einen Chat! Ein digitales Wunderland, in dem sich Gedankenblitze in Echtzeit vermehren und sinnlose Diskussionen fröhlich gedeihen.

Und unser Chat ist etwas Besonderes. Er ist, sagen wir mal, "organisch gewachsen". Er begann als harmloses "kurze Frage an Team X", entwickelte sich dann aber schnell zu einem unkontrollierbaren Monster, das mit GIFs, Emojis und "Kurze Info: Habe gerade einen Kaffee gemacht"-Nachrichten gefüttert wird.

Die Stille des Büros ist längst der Kakophonie von Pieptönen gewichen. Jeder hat seinen Chat auf "lautlos" gestellt, aber die reine Angst, etwas Wichtiges (wahrscheinlich irrelevant) zu verpassen, hält uns alle gefangen. Wir sind Sklaven der grünen Punkte, die uns ständig daran erinnern, dass da draußen irgendjemand ist, der gerade etwas Relevantes, vielleicht aber auch total Blödsinniges, zu sagen hat.

Und die Gruppen! Ach, die Gruppen! Es gibt Gruppen für alles: "Projekt Alpha Updates", "Mittagspausen-Planung", "Lustige Katzenbilder" (die ironischerweise die ernsthaftesten Diskussionen auslösen), und natürlich die obligatorische "Off-Topic"-Gruppe, in der die meiste Arbeit geleistet wird.

Das Schlimmste ist ja nicht mal der Inhalt, sondern die Erwartungshaltung. Man muss sofort antworten! Sonst wird man sofort als unkollegial, unaufmerksam oder im schlimmsten Fall als "nicht im Chat" abgestempelt. Man stelle sich vor! Nicht im Chat! Das ist ja fast so, als wäre man nicht existent!

Aber hey, vielleicht ist das alles auch gar nicht so schlimm. Vielleicht ist unser Chat ja auch ein Fenster zur Hölle... äh, ich meine, zur Seele unserer Firma. Ein Ort, an dem wir uns austauschen, vernetzen und gemeinsam dem Wahnsinn des modernen Arbeitslebens trotzen.

Oder vielleicht brauche ich einfach nur dringend einen Kaffee. Ich poste das mal schnell im Chat. "Kurze Info: Ich mache mir einen Kaffee." Da kommt bestimmt gleich ein Emoji zurück. Mindestens.